Jenseits der Grenzen

Chrestonim ist groß und wenig weiß man darüber, was auf der anderen Seite der Röhre, verdeckt durch das Himmelsgewölbe, an Rassen, Staaten und Kulturen existiert. Über vieles gibt es nicht einmal Spekulationen.
Die Senke scheint nach Norden und Süden kein Ende zu nehmen, zumindest konnte bisher niemand darüber berichten, jemals ein Ende gefunden zu haben, zu mörderisch und undurchdringlich ist das Dickicht. Südlich des Golfes von Ashahím soll sich ein weitläufiges Inselreich erstrecken, über welches angeblich ein machtvolles, weitläufiges, strahlendes Imperium herrschen soll, welches sich vom einen Ende der Welt bis an das andere erstrecken soll.
Auf der anderen Seite Mradoshans, hoch im Norden, soll Rac an weite, flache Ebenen stoßen, auf denen die Städte "umherwandern" (was immer das bedeuten mag) und eifersüchtig ihr Territorium bewachen. Was genau gegenüber den Landen am Großen Strom auf der Röhre liegt, das schließlich weiß niemand in Mradoshan und nicht einmal den angrenzenden Regionen überhaupt zu sagen.

Golf von Ashahím

Die große Meeresbucht, die Yedea in seinem Südosten begrenzt, wird gemeinhin als Golf von Ashahím bezeichnet. Der Name stammt von der alten Stadt Ashahím, die einst als mächtige Küstenmetropole am Westrand des Shedal auf Höhe der yedeischen Himmelssäule den Golf beherrscht hat, bis sie vor wenigen Jahrhunderten erst von der großen Konkurrentin Vasal Intana zerstört wurde.

Rac

Rac zählt zu den fremdartigsten und exotischsten Regionen Chrestonims. Nur wenig Genaues ist über das urtümliche Land überliefert und das wenige ist durch unzählige Legenden und Überlieferungen verklärt. Denn die Region nördlich der Allianz, jenseits der Berge von Rac gelegen und nur durch das Tal des Flusses der Götter von der Hauptstadt aus zu erreichen ist das sagenumwobene Stammland aller chiranischen Völker Chrestonims. Vor über drei Jahrtausenden fand schließlich der Exodus der Lajeya-Jünger statt und die Schriften der Lajeya und ihrer Nachfolger sind auch die einzigen Quellen, die etwas über Rac erzählen, freilich stark religiös gefärbt und nicht gerade positiv über diese Region berichtend.
In einigen Schriften im Rahmen des dreieinhalb Jahrtausende alten Lajeya-Zyklus (Originaltitel: "Tsou locot lajeyajianjar") greift Lajeya die Lebensweise und Kultur der chiranischen Vorfahren in Rac auf das Schärfste an und schreibt von blutigen Ritualen und dämonischen Wesenheiten in chiranischer Gestalt. So wurde Rac auch wenige Jahrzehnte nach dem Auszug der Lajeya-Anhänger aus ihrem Heimatland zur Bannzone erklärt. Zwar wurde der Bann über Rac, der es jeder Chirà verbot, auch nur in die Nähe des Landes zu kommen im Jahre 502 d. Allianz aufgehoben, da mit der Anerkennung des Neuen
Kultes (welcher ja seine Wurzeln in Rac hatte) als Wahrer Glaube die so unterschiedlichen Völker wieder näher zusammenrückten, aber dennoch verläuft auch heute noch ein tiefer Riß zwischen den Chirà
altrijian in der Allianz und den Chirà jhetrijian in Rac.
Wie groß das Volk der Chirà jhetrijian tatsächlich ist und wie weit sich ein Einflußgebiet erstreckt, ist den Gelehrten Mradoshans unbekannt, ja man weiß nicht einmal viel über ihre Kultur zu berichten.
Das Kastenwesen scheint den Chirà dort unbekannt zu sein und auch der Glaube unterscheidet sich von dem des Neuen Kultes. Wenngleich hier Hostinos und Mra-Tagarr als oberste Gottheiten verehrt werden und auch alle neukultischen Gottheiten bekannt sind, so werden eben jene Götterkinder mit vielen unbekannten Gottheiten vermischt - ein einheitlicher, definierter Pantheon scheint nicht zu existieren.
Die Lebensweise der Chirà jhetrijian scheint sich in den letzten drei Jahrtausenden nur wenig verändert zu haben. Wenngleich auch sie über Städte zu verfügen scheinen, so lebt doch der Großteil der Chirà von der Jagd und wohl auch der Fischerei in den Kartographen noch unbekannten Gewässern.
Den wenigen Erzählungen einiger Chirà, die ihre Heimat Rac verließen erzählen, dass es außer den Chirà altrijian und den Chirà jhetrijian noch mehr Chirà-Völker weiter im Norden geben soll, deren Äußeres sich bisweilen stark von den beiden bekannten unterscheiden soll.
Der Stamm, der direkt an der Grenze zur Allianz lebt ist am besten bekannt. Die Chirà leben dort in Baumhäusern, mehrere Dutzend Vat über dem Erdboden. Viele dieser Baumhäuser sind kunstvoll gebaut, wahre hängende Paläste seien unter ihnen zu finden. Sie leben dort sippenweise zusammen, bilden aber keine Dorfgemeinschaften mit Außenstehenden ihrer Familie. Das klassische Kriegerinnentum gilt bei den als wild und emotional geltenden Chirà jhetrijian als ein wichtiger Pfeiler ihrer Kultur und die Chirà, die den Weg aus Rac hinaus finden sind meist sich wie Raubtiere bewegende Dschungelläuferinnen und vollendete Schwertmeisterinnen.
Eine besondere Bedeutung zumindest in den südlichen, nahe der Allianz gelegenen Regionen Racs, hat die Nutzung der großen Echsen. Seien es nun riesige, vielbeinige Kolosse mit langen Hälsen, die es vermögen, unglaubliche Lasten zu transportieren oder schnelle, aufrecht laufende Teccrakhà mit riesigen Mäulern und scharfen Zähnen, es gebe keine dieser Bestien, die in Rac nicht bezwungen und zu Untertanen der Chirà jhetrijian geworden seien.
Die Ausdehnung Racs scheint indes immens zu sein, zumindest legen die wenigen Berichte über dieses Land diese Vermutung nahe, und es scheint auch in seinem Norden Kontakt mit anderen Kulturen zu haben, die auf keiner Landkarte verzeichnet sind.

Ravunua

Das Ravunua ist ein mächtiger Bergrücken, der sich unweit der Allianz südlich des Sees Metchuràn aus dem Dschungel erhebt. Das ungefähr 15 Evet (75 km) in der Länge und an seiner breitesten Stelle 7 Evet (35 km) messende Bergmassiv ist die Heimat der Kinder von Unua, einem der drei bekannten Unuim-Völker.
Den Erzählungen der Unuim zu Folge ist die Landschaft auf dem breiten Rücken dieses von Nord nach Süd orientierten Giganten durchaus reizvoll: frei von Dschungel ist das Ravunua ein sonniges Plätzchen, bedeckt von Grasmatten, auf denen vereinzelt einige alte, knorrige Onuba-Bäume zu finden sind. Die Flanken des Bergrückens stürzen steil in den dichten und erstaunlich kühlen Bergregenwald rund um das Felsmassiv ab und zeigen häufig nur blanken Fels, doch wird die Steigung, je weiter sich das Ravunua über den Wald erhebt, immer flacher und machen einer runden, gleichmäßig nach allen Seiten abfallenden und nur leicht zerklüfteten Hochebene Platz.
Aufgrund seiner Abgeschiedenheit von den Städten und Handelswegen im Land des Großen Stroms wird das Ravunua von Nicht-Unuim nur selten besucht und so zeigt es schon seit Jahrhunderten, wenn nicht gar Jahrtausenden das bekannte, von den Unuim jedoch offenbar so geschätzte Bild: kleine Dorfgemeinschaften, kaum größer als ein Dutzend Hütten, Wohntürme oder -höhlen umfassend sind über den ganzen Bergrücken verteilt. Die einzige Ansiedlung, die von größerer Bedeutung zu sein scheint, ist wohl ein etwa einhundert Unuim beherbergendes Städtchen namens Valak, das als Ort der Zusammenkunft für private und religiöse Feierlichkeiten der Unuim des Ravunuas dient und auch über die einzigen echten Tempelbauten (neben sonst üblichen Schreinen) verfügt. Valak als Hauptstadt der Unuim zu bezeichnen ginge jedoch zu weit.

Vasal Intana

Vasal Intana herrscht auch heute noch über den Golf von Ashahím. Sämtliche Aussagen über diese Region stammen von der Küste Südwest-Yedeas und sind von zahlreichen Gerüchten und Fehlinformationen durchsetzt. Angeblich soll einst Vasal Intana beträchtliche Macht gehabt haben, doch habe die Stadt (die im Inneren der vom Golf halbkreisförmig umschlossenen Halbinsel liegen soll) ihren Zenit schon lange überschritten und sei seit vielen Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben, so dass mittlerweile die Yedeiten das Bild auf dem Meeresbusen bestimmen.
Vasal Intana habe einen Gutteil seiner Macht angeblich in einem langanhaltenden Krieg mit einem noch weiter südlich liegenden Staatsgebilde verloren, dem es - den allerdings widersprüchlichen Aussagen zufolge - heute tributpflichtig sein soll. Andere sprechen
davon, Vasal Intana befinde sich heute noch im Krieg mit den unbekannten Ländereien im Süden.
Die Stadt sei von einem bunten Völkergemisch beherrscht, wo man viele Menschen, Sragon und auch einige Chirà antreffen könne, doch seien die Chirà hier viel kleiner und auch menschenähnlicher. Sklavenhandel und Dekadenz herrsche im langsam zerfallenden Vasal Intana...