Akkra

(1) Kaste der Chirà

Die Akkra, auch die Priester- oder religiöse Kaste genannt vereint unter sich etwa 300.000 Chirà, von denen beileibe nicht alle Priester sind. Die Akkra sehen sich selbst gerne als die Bewahrer der Traditionen, des geistigen und kulturellen Erbes, sie haben sich dem Geist und dem Wissen verschrieben, nach ihrer Denkweise tragen sie die Zivilisation auf ihren Schultern. Das Symbol der Priesterkaste ist das sogenannte Kanó. Wichtige Häuser dieser Kaste sind die Clans Jhascandell und Ajeridas.

(Detaillierte Informationen über die Akkra sind in „Mradoshan“ zu finden, den man kostenlos im Downloadbereich herunterladen kann.)

(2) Persönlichkeit

Neben der älteren Chrania und der jüngeren Mondrai die mittlere der drei Töchter der Heiligen Lajeya. Akkra soll zwischen den Jahren 3.400 und 3.300 d.A. gelebt haben und gilt als Gründerin der Priesterkaste (siehe 1).

Das Kanó - Kastensymbol der PriesterkasteDas Kanó - Kastensymbol der Priesterkaste



PRIESTERKASTE


Nur etwa ein Zehntel aller Angehörigen der Akkra haben wirklich eine Weihe als Priester erhalten. Sie leben in den Tempeln und haben ihre Existenz ganz und gar der Religion gewidmet. Ihre Lebensweise und ihre Charaktere sind so stark von den einzelnen Kulten geprägt, daß ihnen in den Kapiteln über die Götter Chrestonims Rechnung getragen wird. Wir wollen hier einen Blick auf jene Chirà werfen, die sich innerlich den Göttern nahe fühlen und nach ihren Regeln leben, ohne aber zu den Priestern gerechnet
zu werden.



DAS TÄGLICHE lEBEN


So sehr die einzelnen Clans auch darauf pochen mögen, einem bestimmten Kult anzugehören und ganz nach dessen Regeln zu leben, so unterscheidet sich das tägliche Leben der Mitglieder doch wenig voneinander. Philosophieren und Debattieren sind Pflicht für jede junge Akkra, Reflexion über die Religion, Meditation und geistige Bildung sind Prinzipien und Disziplinen, die ihren festen Platz im Tageslauf eines Mitglieds der Priesterkaste haben.
Die Akkra unterscheiden sich somit von den lebenslustigen und genießerischen Chrania: wenn die letzten nächtlichen Feste der Adelskaste verklungen sind, begeben sich die Akkra zu ihrem ersten Morgengebet in die Tempel. Die Mahlzeiten sind bescheiden, die Räumlichkeiten schlicht aber praktisch eingerichtet, Enthaltung und Entsagung ist für viele Clans eine Selbstverständlichkeit. Und wenn bei Abenddämmerung das Nachtleben der Hauptstadt erst richtig in die
Gänge kommt, liegt die Tempelstadt schon eingehüllt in einen tiefen Schlaf.



FAMILIE, DER CLAN UND DER GLAUBE


Familiäre Bande in Form von Zuwendung, Nähe und Vertrautheit haben bei den Akkra wenig Bedeutung. Schon früh werden die Kinder in die Obhut von Tempelschulen gegeben, um dort auf die Aufgabe, ihrer Kaste zu dienen, vorbereitet zu werden. Mütterliche oder väterliche Bande spielen eine untergeordnete Rolle, wohingegen die Clansangehörigkeit sehr wichtig genommen wird.
Oft ist es so, daß sich ein Clan ganz einem bestimmten Kult verschrieben hat und die Tradition der Verehrung für einen ganz bestimmten Gott wird an die Kinder und Kindeskinder weitergegeben. Oft ist es sogar so, daß ein Clan einen Tempel für seine Gottheit unterhält. So hört man oft Bezeichnungen wie "3. Tempel des Yorom" oder "12. Tempel der Mehdora", was eigentlich nur bedeutet, daß der jeweilige Tempel einem bestimmten Clan gehört und von ihm betrieben wird. Tempel, die unter der Leitung mehrerer Clans stehen, werden meist als "Hallen" bezeichnet, also z.B. "Priesterin in der Halle des Chiskel." (Jedoch ist dies keine offizielle Klassifizierung, Ausnahmen sind hier die Regel.)
Aufgrund dieser strengen Erziehung und der zahlreichen Traditionen, die oft schon seit Jahrhunderten in den Clans bestehen, ist es schwer für eine Chirà, den Clan oder gar die Kaste zu verlassen. Die religiöse Sichtweise ist so tief in den Herzen der Mitglieder verankert, daß es für die meisten unvorstellbar ist, die gewohnten Lebensbahnen zu verlassen. Sollte dies doch geschehen, so geht der Weggang einer Akkra fast immer mit deren Ausschluß aus dem Clan Hand in Hand, denn die Schande, bei der religiösen Ausbildung versagt zu haben, ist unerträglich.



POLITIK UND GEISTIGE WELT


Würde man die gesamte religiöse Kaste jedoch von vornherein als fanatisch bezeichnen, würde man vielen Unrecht tun. Die einzelnen Färbungen innerhalb der Kaste sind sehr komplex. Natürlich gibt es viele, ja sehr viele Clans, die zu fanatischen, dogmatischen Lehren neigen, doch viele große und bekannte Häuser zeichnen sich durch große Milde und Weisheit aus. Die dauernde Beschäftigung mit Fragen der Philosophie, des Lebens und der göttlichen Ordnung hat zu so vielen verschiedenen Ansichten und Lebenseinstellungen geführt, daß auch die Vielfalt an Verhaltensweisen der Akkra unüberschaubar und letztendlich sehr individuell sind.
Dementsprechend vielschichtig ist auch das Auftreten der Kaste in der Politik der Allianz. Während manche Häuser grundsätzlich jeden Kontakt mit anderen Kasten als verderblich und wenig produktiv ablehnen, glauben manche Häuser ihre Berufung darin gefunden zu haben, über weltliche Machtausübung ihren Glauben zu verwirklichen. Genauso oft ist auch die Einstellung zu finden, es sei Aufgabe der Priesterkaste, die Chrania in ihrer Gier und die Mondrai in ihrem Zorn zu mäßigen und Brücken zu schlagen.
Doch selbst diesen gemäßigten Kräften ist anzumerken, daß immer die Überzeugung mitschwingt, etwas besseres verdient zu haben. Die Götter herrschen über alle Lebewesen Chrestonims. Wieso herrschen dann nicht auch die Priester als ihre direkten Verkündiger? Dieser innere Gram sorgt fast immer für eine leichte Gespanntheit in den Beziehungen anderer Kasten zu den Akkra. Ebenso ist diese Weltsicht auch Quelle für einen großen Ehrgeiz, in Kultur und Wissenschaft führend zu sein, Traditionen zu bewahren und zu stärken und missionarisch tätig zu werden. So sehen die Akkra (und nicht nur der Kult von Arivara, der Göttin des Wissens) es als ihre Pflicht und ihr Privileg an, für Bildung zu sorgen - allerdings oft nur, was
die oberen Kasten angeht (hier sei Arivara ausgenommen). Denn gleichzeitig möchten die Akkra ihre Stellung als Wissensbewahrer nicht verlieren und schließlich sollen die heiligen Bücher wie auch die verbotenen Schriften nicht selbständig und damit
ohne Kontrolle und Vormundschaft vom einfachen Volk gelesen und interpretiert werden.
Insgesamt sind die Akkra also konservativ eingestellt - um die eigene Macht könnte es besser stehen, aber auch wesentlich schlechter. Trotz aller Unterschiede zwischen den Kulten und sogar einzelnen Clans und den vielen, vielen bisweilen gegensätzlichen Meinungen und heftigen Konflikten innerhalb der Kaste scheint es gruppenübergreifende Mächte im Hintergrund zu geben, die die grobe Strategie um Machterhalt und geistige Führung planen und in die Tat umsetzen...



GESELLSCHAFT


Die Strukturen innerhalb der Akkra sind oft mysteriös und entziehen sich den Einblicken der Öffentlichkeit. So stellt sich die Frage, was für eine Position in der Gesellschaft all die Angehörigen der Priesterkaste innehaben, die nicht als Priester oder Laien in den Tempeln dienen. Ein gewisser Teil ist in Bildung und Wissenschaft tätig, als Bibliothekare, Künstler (mit ausschließlich religiösen Motiven), Mathematiker, Philosophen und auch als Forschungsreisende sind einige Akkra unterwegs.
Die überwältigende Mehrheit jedoch bleibt ihr Leben lang hinter den hohen, schweigsamen Mauern der weitläufigen Tempelstädte rund um die Kastenpyramide, die sich ebenso schweigsam und geheimnisvoll, ja fast schon bedrohlich aus der chiranischen Metropole erhebt. Es scheint so, als folgten sie immer noch der Ermahnung der Lajeya, daß die Priesterkaste niemals von jemand anderem abhängig sein solle, als vom Willen und Ratschluß der Götter. In der Tat scheint die Tempelstadt um die Akkra-Pyramide größtenteils autark zu sein, verfügt sie doch über eigene Felder und Werkstätten, alles betrieben von Mitgliedern der religiösen Kaste. Der Löwinnenanteil
der Akkra nimmt somit am öffentlichen Leben der Hauptstadt praktisch nicht teil - ein Umstand, der der Priesterkaste hilft, einerseits den Mythos um sich selbst zu verstärken, indem die Abschottung die Wahrung der notwendigen Distanz erleichtert, und
andererseits die Unabhängigkeit der Religion von weltlichen Dingen zu ermöglichen.



PRIESTER FREMDER RASSEN


Eine gewisse Herausforderung stellte die Einbindung anderer Rassen in die religiöse Kultur dar. Über Jahrhunderte war die Weihe eines Sragon oder eines Menschen zum Priester undenkbar. Doch mit der Verbreitung zahlreicher Sekten und verbotener Religionen wie dem Alten Kult, dem Lijan-Glauben und in neuer Zeit dem Yedeismus ließen die Erkenntnis wachsen, daß die Öffnung der Priesterschaft für andere Rassen unvermeidbar ist, will man nicht wichtigen Boden verlieren. In heutiger Zeit sind immer noch nicht alle Clans restlos überzeugt und manche Tempel weigern sich beharrlich, Menschen oder Sragon als Priester zu akzeptieren, die meisten Kulte haben jedoch mittlerweile zahlreiche nichtchiranische Tempelvorsteher und Hohepriester.
Die Akkra achten jedoch sehr darauf, das Ruder nicht aus der Hand zu geben - immer wieder wird recht deutlich klar gemacht, daß letztlich die Priesterkaste (die freilich nur aus Chirà besteht) Besitzerin aller Tempel und Schriften sei. Es ist zudem auffällig, daß der Großteil der Einsätze der Inquisition Tempel zum Ziel hatten, die von anderen Rassen als den Chirà geführt wurden. Zudem stößt man in zahlreichen Protokollen, Verordnungen und Satzungen der einzelnen Kulte auf geschickte Formulierungen und Bedingungen, die anderen Rassen den Zugang zu bestimmen Ämtern und Titeln unmöglich machen.