Der Tempel der Kelida liegt am Oberen Markt Estichàs, einem Platz, der höher liegt als der Untere Markt, auf halbem Weg zwischen letzterem und der Oberstadt.
Auf dem Oberen Markt werden auch Waren angeboten, allerdings der exklusiveren Art. Kohl, Posheytos und Poracas wird man hier nicht finden, vielmehr werden hier Schmuck, Waffen, edle Stoffe und Gewürze angeboten. Der Tempel der Kelida beherrscht den Platz eindeutig, ja er ragt über die umliegenden Gebäude hinaus. Mehrere massive Türme bilden den Tempel, oben abgerundet, fast an große Finger erinnernd, jedoch nach unten breiter werdend.
Die Türme stehen dicht beeinander, bauen aufeinander auf, verbinden sich so zu einem gemeinsamen, kompakten Bau, der in seiner Größe und Wucht Ehrfurcht hinterlässt. Fast erinnert das Gebäude mit seinen eher kleinen Fenstern im Leib der schlanken, rundlichen Türme an eine Festung, dazu trägt auch die einheitliche Farbgebung in einem Ockerton oder hellen Braun bei. Einige Stufen führen zu einem weit geöffneten, doppelflügeligen Portal. Gläubige jedoch werden ohne von irgendwelchen Wachen behelligt zu werden durchgelassen.
Wer den Tempel betritt kann bereits einige der Kelidapriester sehen, die in ihrem Ornat faszinierend und doch ein wenig einschüchternd sind. Es gibt kein sehr einheitliches Ornat, außer der Schulterpartie, die einem Umhang gleicht und in reinem, dunklem Grau gehalten ist, ist der Rest des Gewandes bei jedem individuell, jedoch fast immer eher geschlossen und keine Haut zeigend.
Einheitlich ist jedoch die Farbe grau, bei höheren Priestern ist das Grau jedoch mit Stickereien und Verzierungen aus Gold und Silber verziert. Auffälligstes Merkmal sind jedoch die Masken, die jeder Priester und Novize trägt - dies gehört zum unverkennbaren Kennzeichen der Kelidapriesterschaft.
Die Masken der höheren Priester glänzen silbern, während die der niederen Priester nur mattgrau schimmern. Die Masken bedecken das ganze Gesicht und sind von schlichter Ebenmäßigkeit. Während bei den Novizen die Augen und der Mund noch durch Ausschnitte zu sehen sind, haben die Priester in ihren Masken gar keine Öffnungen, weder für Mund noch Augen und präsentieren ihrem Gegenüber nichts als eine völlig ebene, gleichmäßige Fläche, freilich bei Chirà und Sragon Ausbuchtungen für ihre Schnauzen. Wieso die Priester jeden Gläubigen dennoch gut sehen und mit ihnen sprechen können, bleibt wohl ein Geheimnis der Priesterschaft.
Das Innere des Tempels zeugt von höchster handwerklicher Kunst. So schlicht und festungsartig das Gebäude von außen ist, so stilvoll und überwältigend ist sein Inneres. Die Halle öffnet sich in einem geschwungenen Bogen, vergleichbar einem Dreieck, jedoch mit gewölbten, in einer Rundung verlaufenden Wänden zu einem hohen, gestuften Altar hin, der eine überwältigende, einschüchternde Größe hat: ein monumentaler Sockel, der sicherlich mit dem Stockwerk eines Hauses vergleichbar ist, bietet Platz für eine Statue der Göttin, die auf diesem Sockel knieend Platz genommen hat, ein Kunstwerk allergrößter handwerklicher Vollendung. Die Göttin trägt ein Gewand, das dem der Keliadpriester nachempfunden ist, nur offener und auch sie trägt eine verspiegelte Maske.
Allein schon um eine solch ebene, großflächige Spiegelfläche zu erschaffen, muss eine Technologie nötig sein, der die meisten bisher nicht begegnet sind.
Als Angehörige welcher Rasse die Göttin einzustufen ist, haben die Erschaffer dieser Statue geschickt offengelassen. Die Hände stecken in Handschuhen und lassen so keine Rückschlüsse darauf zu, ob Chirà, Mensch/Unuim oder Sragon, die Beine und ein mögicher chiranischer Schweif werden vom wallenden Rock völlig bedeckt und die Maske und die Kapuze verhüllen das Haupt so, dass nicht einmal chiranische Ohren zu sehen wären.
So fühlt sich jeder von der Statue ergriffen, von ihrer Größe, der Lebendigkeit der Haltung, die knieend eine meditative, konzentrierte Einstellung wiedergibt, deren Hände jedoch in ihrer offenen, gleichsam nehmenden wie gebenden Haltung den Charakter Kelidas als Gebende wie Nehmende Göttin symbolisieren.
Nur mühsam kann man den Blick von der Darstellung Kelidas losreißen und sich dem Rest der Halle widmen: die von außen schmalen Fenster sind mit buntem Glas verkleidet, das einen vornehmlich bläulich-silbernen Ton in das Innere der Halle zaubert. Die Wände sind über und über mit dezenten Ornamenten verziert, viel Silber wurde verwendet. Die Säulen sind kunstvoll verziert und aus der Höhe der Halle hängen Banner herab, die verschiedenen Aspekten der Göttin gewidmet sind.
An Opferschalen mangelt es auch nicht. Am Füße des monumentalen Sockels der Kelidastatue steht eine große, reich verzierte Schale in der sich die Reichtümer öffentlich sammeln. Auch in den der sieben Kelidas Töchtern geweihten Seitenschiffen des Tempels werden wohl die selben Möglichkeiten der Opfergabe geboten werden.
Man muss sich nicht lange umsehen, um einen Kelidageweihten zu finden. Ständig sind welche unterwegs durch die Hallen des Tempels. Auch in den öffentlichen Werkstätten und Besprechungsräumen des Kelidatempels werden stehts Novizen und Priester anzutreffen sein. Nirgendwo in Estichà muss man lange suchen, um einen Angehörigen des Kelida-Ordens zu finden. Sie sind überall in der Stadt präsent. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben.
DIE PRIESTERSCHAFT ZU ESTICHA
Romen Korr (Priester/ Tempelleiter)
Octaris Yelan (Priester)
J'on (Priester)
Merl (Priesterin)