Esticha Kurier: Ausgabe 3

Von: Christian Rothe
An: christian@schotmann.de

Hi Christian,
hab grad mal wieder ein paar interessante Sachen im Mailordner gefunden, vielleicht hast Du das ja nicht (mehr ) und willst es auf die HP stellen.
Gruss Chris
Diese Ausgabe ist im Original vom 10. Januar 1999 und berichtet unter anderem von der ersten gemeinsamen Aktion der Stellvertretenden Stadtkommandantin Maria Villa Lobos und des Richters Kenan ap Lhazar. ("Warum Horlas sterben mußte"). Lustig auch, daß schon damals die ersten Pläne zum Leuchtturmbau diskutiert wurden.
Viel Spaß mit diesem Uralt-Highlight, Christian




ESTICHÀ KURIER
Ausgabe 3
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Inhaltsverzeichnis
> Vorwort
> Titelthema
Die Bildung in der Allianz
> Politik
Die Pläne des Hohen Rats
Großer Streit im Rat: Stellungnahme des Ratmitgliedes Halsey
> Aktuelles aus Estichà
Merkwürdige Krankheit fordert erstes Todesopfer
Warum Horlas sterben mußte
Das Protokoll der Anhörung
> Gewinnspiel

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Nun denn, ich freue mich auf Euren Besuch,
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+++++++++++++++Vorwort++++++++++++++++
Sichàra, werter Leser!
Dies ist nun schon die dritte Ausgabe des Kuriers. Die ersten beiden Ausgaben kamen gut an und wir bemühen uns, den Kurier auch weiter in so zu liefern. Diesmal konnten wir leider nicht pünktlich den Kurier fertigstellen. Eigentlich sollte diese Ausgabe schon am 1. erscheinen, doch leider erkrankte Tislou schwer. Deshalb mußte ich die Ausgabe also im Alleingang erledigen. Der Inhalt ist deswegen (hoffe ich) nicht schlechter geworden, nur eben ziemlich unaktuell.
Wir haben uns wieder entschieden, den Artikel über die Hauptstadt der Allianz wieder als Titelthema zu nehmen. Es ist einfach zu faszinierend, um in die Politik-Ecke geklatscht zu werden. Da kommt doch Lust aufs Reisen auf, oder?
Ein ganz anderer Punkt sind die Gastartikel. Ohne sie würde der Kurier ganz schön leer aussehen, es würde etwas fehlen. Deswegen bemühen wir uns immer, die Leute für eigene Artikel zu begeistern. Zusagen kommen dann auch immer schnell. Die Artikel werden eingeplant und Werbung wird auf sie verteilt. Doch schon oft ist es vorgekommen, daß ich außer der Zusage nichts mehr von demjenigen gehört habe. So kann man Tislou und mich kurz vor Druckbeginn immer wild und nervös umherlaufen sehen. Wer dann ein netten Plausch beginnen will, hört meistens nur ein genervtes: "Nicht jetzt!". Es ist mir klar und auch logisch, daß man eben manchmal wenig Zeit hat und der Artikel eben über zwei Monate reifen muß. Also, wenn das der Fall ist, sagt und doch bitte nur kurz Bescheid!
Ich wünsche noch viel Spaß beim Lesen,
Kalvik

++++++++++++++Titelthema+++++++++++++++
Die Akademien der Allianz
Wie ich schon in meinem letzten Bericht für den Estichà Kurier zum Ausdruck zu bringen versuchte, fällt es mir schwer, das, was ich hier sehe und erlebe, in Worte zu fassen.
Diese Metropole ist so ungeheuerlich, das der Geist eines Sterblichen sie wohl nie in ihrer ganzen Fülle erfassen könnte. So berichte ich heute einfach über einen weiteren kleinen Mosaikstein in der Hauptstadt der Allianz. Das erste öffentliche Gebäude, auf das ich stoße, wenn ich aus der Türe meiner Wohnung trete, die ich hier in der Allianz bezogen habe, ist ein Teil der sogenannten "Artivana" [=Universität]. So fand ich es naheliegend, über die Artivana der Allianzhauptstadt zu berichten.

Schnell erfuhr ich, daß der Ausdruck Artivana mehr ein Konglomerat aus den unterschiedlichsten Akademien darstellt, die über die ganze Stadt verteilt sind. Eine der bedeutendsten Akademien der Artivana ist die "Anigoja jì torisava" [=Akademie des Staates]. Es ist ein riesiges Gebäude direkt am Feyvà Mrejhatas, einem der größten Plätze der Stadt. Drei mächtige Pyramiden sind umspannt von einem weitläufigen Gebäudekomplex. Der Eingang zur "Torisa", wie die Akademie kurz genannt wird führt über eine mächtige, von schwindelnd hohen Säulen getragenen Vorhalle. Die Artive [="Studenten", Einzahl: artiva (Studentin), artivas (Student)] sind fast ausschließlich weibliche Sragon und Chirà der Adelkaste. Ich wunderte mich über die eigentümliche Mischung, doch als ich mich näher erkundigte, wurde mir einiges klarer.

In der Torisa, also der Staatsakadademie gibt es mehrere Bildungswege. Der erste umfaßt umfassende Lehre in dem Bereich der Wirtschaft und der Verwaltung. Da weibliche Sragon bekanntlich über eine weitaus größere Intelligenz als ihre männlichen Gefährten aufweisen, werden sie häufig für niedere Arbeiten im Beamtendienst eingesetzt. Da dafür aber umfassende Kenntnisse in Zinsrechnung, Zusammenspiel der Handwerksbetriebe der Stadt, Organisieren von allerlei Transportmitteln und vieles, vieles mehr vonnöten ist, erhalten hier die Staatsbeamten ihre Ausbildung.

Der zweite Studiengang - so wurde mir berichtet - sei ausschließlich Chirà vorbehalten und zwar vornehmlich denen der Adelskaste. Auch sie lernen, mit der Wirtschaft, der Mathematik und der Verwaltung umzugehen, doch zusätzlich werden hervorragende Kenntnis der Jurisprudenz, der Rhetorik und auch in der Theologie vermittelt. Auf Wunsch ist es möglich, seine Künste in der Rechtsprechung oder der Rhetorik zu verfeinern und diejenige kann so hoffen, in die höheren Staatsdienste aufgenommen zu werden. Doch die Torisa ist nicht die einzige Anigoja der Hauptstadt. Eine weitere, nicht unweit der Torisa gelegene Akademie ist die "Anigoja jì jhelta" [=Akademie der Kultur], eine angesehener und altehrwürdiger Teil der Artivana, unter den dortigen Artive auch die "Jheltana" genannt. Zwei siebenseitige Pyramiden markieren den Eingang zur Jheltana, in der man fast nur Chirà und hin und wieder auch Menschen sieht. Die Akademie ist nicht sehr groß, hat aber einen exzellenten Ruf. In ihr wird neben Theologie (ein Pflichtfach in fast allen Akademien) auch vor allem Geschichte, Völkerkunde, Philosophie, Gesellschafts- und Persönlichkeitskunde betrieben. Der Hauptzweig der Akademie ist jedoch die Kunst und die Musik. Besonders die Bildhauerei und die Malerei haben hier schon seit über 1.000 Jahren einen festen Platz der Entfaltung und Weiterentwicklung. Bei meinen Nachforschungen stieß ich auch auf ein Fach, das "Cheshunva jì mechesa" [="Strukturkunde der Welt"] gennant wurde. Mit der Genehmigung der Akademie nahm ich an einer der Veranstaltungen teil. Ich fand ein kleines elitäres Grüppchen von Philosophen und auch einigen Adepten der hiesigen Tempel vor, die gerade über die Existenz weiterer Welten außer Chrestonim und die Möglichkeiten, zwischen ihnen zu reisen diskutierten und in ihrer hypothetischen Anordnung im Raum eine übergeordnete Metastruktur vermuteten. Es scheint also auch einiges an Unsinn in den Akademien betrieben zu werden.

Die "Anigoja sinjian" [=priesterliche Akademie] durfte ich leider nicht betreten, doch wurde mir ein Informationsblatt in die Hand gedrückt, das mir verriet, daß hier ausschließlich die Adepten der Tempel in den wichtigsten Wissenschaften unterwiesen werden würden, allen voran natürlich die Theologie, Philosophie und Rhetorik, ebenso eine kleine Abteilung, die sich der Kristallkunde widmet. Also wandte ich meine Schritte zur "Anigoja jì mechesa chè midola" [=Akademie der Welt und der Mechanik], die am Rande des Stadtzentrums lag. Als ich nach zwei Stunden anstrengenden Fußmarsches vom Stadtzentrum zum Rande des Stadtzentrums gelaufen war, erblickte ich endlich die auf einem Hügel gelegene Akademie, die auf mich einen herrischen, ja geradezu bombastischen Eindruck machte. Nach Durchschreiten des Portals zeigte mir ein chiranischer Schüler das Innenleben dieses Steinkolosses und erzählte mir, daß hier sowie das Funktionieren und das Heilen des chiranischen Körpers studiert, als auch ständig nach den Gesetzmäßigkeiten der Alchimie und der Mechanik geforscht werde. Auch könne man hier viel über Architektur und das Bauwesen erfahren. Als Letztes stattete ich noch der "Anigoja jì chonjitra" einen Besuch ab. Die Akademie des Krieges entsprach nicht so ganz meinen Vorstellungen. Ich hatte Schwertkämpfe erwartet, exerzierende Soldaten, trainierende Kriegerinnen, doch nein, alles war sehr ruhig und gepflegt. Ein Bediensteter klärte mich schließlich auf, daß hier ausschließlich Logistik, Taktik und Organisation für hohe Offiziere gelehrt werde.
Nun, liebe Leser, ich hoffe, ich konnte Euch einen weiteren interessanten Einblick in die Hauptstadt der Allianz gewähren.
Silava Malis, Estichà Kurier

+++++++++++++++Politik++++++++++++++++
Die Pläne des hohen Rates
Der Hohe Rat ist momentan keineswegs inaktiv. Nur das Volk hat bisher wenig erfahren. Der Kurier liefert schon einmal die ersten Informationen. Die Stadtwache ist spätestens seit Horlas' Tod schon mehr als einmal Gesprächsstoff in Estichà gewesen. Der Rat will die Stärke der Stadtwache von derzeit 70 auf 400 Mann erhöht werden. Ein richtiger Schritt in eine sichere Zukunft. Auch mit dem Thema Sicherheit beschäftigt sich das nächste Vorhaben. Der Rat diskutiert derzeit wohl über einen Bau einer kleinen Flotte. Dabei sollen 5 Kriegsschiffe, 3 Handelsschiffe und ein Diplomatenschiff für Reisen des Rates zu Gesprächen in andere Städte konstruiert werden. Wie der Rat das finanziell ausgleichen will, ist nicht bekannt. Damit sich das alles auch lohnt, wird wahrscheinlich auch gleich ein neuer Leuchtturm errichtet.
Ob und wann man mit der Umsetzung der Pläne rechnen darf, ist noch unklar. Trotzdem, es tut sich immerhin etwas.
Kalvik

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Großer Streit im Rat
Wie versprochen gibt es in dieser Ausgabe eine Stellungnahme eines Ratmigliedes zur politischen Situation in Estichà. Wenige wird es wundern, daß gerade Halsey bereit war, eine Stellungnahme zu Duncan's Vorwürfen abzugeben. Viele habe wohl auch schon genug vom Ratsstreit, aber man sollte sich trotzdem beide Seiten anhören. Die beiden müssen nur aufpassen, daß der Streit nicht zu persönlich wird.

Hier nun die Stellungnahme von Admiral Halsey:
Nachdem Duncan hier im Estichà Kurier ausführlich seine Meinung über den Rat verbreitet hat, komme ich nicht umhin, ein paar Unwahrheiten klarzustellen.

1. Duncan behauptet in seinem Artikel, daß im Rat nichts getan wurde, außer der Wahl von Richter und Stadtkommandant. Das ist die Unwahrheit, wie er in seinem eigenen Artikel weiter unten selber unbewußt schreibt. Der Rat diskutierte unter anderem ausführlich ein Seerecht, eine Sklavensteuer, ein Vertragsrecht, über Horlas, über die Wahlen zum Richter und Stadtkommandanten usw.

2. Duncan schreibt wörtlich zitiert in der letzten Ausgabe: "Über Halsey muß ich ja nicht viel sagen, schließlich kennt ihn jeder. Er mag ja ein guter Seemann sein, aber ein Vertreter der Stadt ? Nein, das ist er wirklich nicht. Im großen und ganzen bestand sein Einsatz lediglich darin, seine Macht als Kapitän zu stärken um nicht zu sagen, die Kapitäne irgend welcher Schiffe mit den Göttern gleich zu stellen, was in meinen Augen schon höchste Gotteslästerung ist !" Dazu möchte ich nur folgendes sagen: Es ist richtig, daß ich im Rat einen Vorschlag für ein Seerecht eingebracht habe. (obwohl Duncan ja behauptet, wir tun dort nichts!) Ich hielt es für notwendig, nach den Vorfällen um Horlas, für Klarheit in rechtlichen Fragen zu sorgen. Duncan´s Vorwurf, ich wollte damit Kapitäne mit den Göttern gleichstellen ist ebenso lächerlich wie absurd. Nur ein Beispiel: Ginge es nach Duncan´s Vorstellungen, würde Estichà jedes Schiff beschlagnahmen, welches nicht unter Estichàs Flagge segelt. Was das bedeutet ist wohl klar. Krieg!

3. Und jetzt möchte ich gleich zu der nächsten Frechheit kommen, die sich Duncan leistete. Er schrieb wörtlich: "Was soll schon passieren ? Wenn der Rat so aktiv wäre, wie manche Mitglieder am Markt erzählen, müßte schon längst jemand für mich nachgerückt sein. Wenn ich mich nicht irre, ist Hel Nergal nun neues Ratsmitglied, nur hat es ihm wohl noch keiner gesagt." Das spricht ja wohl für sich. Woher möchte denn unser Duncan wissen, wen wir wann informieren? Nachdem er aus dem Rat ausschied, bekommt er logischerweise auch nicht mehr mit, was dort alles passiert. Natürlich haben wir Hel Nergal informiert. Im übrigen weiß jeder, wie es zur Zeit um Hel Nergal steht.

Ich hoffe, das sich die Bürger durch Duncan´s Versuche den Rat systematisch in den Dreck zu ziehen, nicht täuschen lassen. Duncan beklagt in seinem Artikel die Verdrossenheit der Bürger über den Rat, aber er ist es doch, der diese Verdrossenheit erst hervorgerufen hat. Mit seinem ständigen Rufen um Neuwahlen, will er doch nur seinen übereilten Rücktritt aus dem Rat unvergessen machen.
Admiral Halsey/Kalvik

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+++++++++++++++++Aktuelles aus Estichà++++++++++++++++++++
Folgende Artikel diesmal:
Merkwürdige Krankheit fordert erstes Opfer
Warum Horlas sterben mußte
Das Verhörungsprotokoll

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Merkwürdige Krankheit fordert erstes Todesopfer

Die merkwürdige Krankheit, von der wir in der letzten Ausgabe berichteten, forderte ihr erstes Todesopfer. Die Erkrankten klagten bisher meist über starken Durchfall, Erbrechen und teilweise hohen Fieber. Doch noch nie ist es zu einem nennenswerten Zwischenfall gekommen. Die Krankheit wurde bisher immer als harmlos eingestuft und es gab keinen Grund zur Besorgnis. Bisher erkrankten nur wenige Einzelpersonen. Müssen nun alle Bürger Estichàs Angst um ihr leben haben?

Der alte Dirmop Hasdan verstarb vor einer Woche in den Gossen von Estichà. Er bittete zuvor wohl einige Passanten um Hilfe, da er an hohem Fieber litt und nicht in der Lage war, sich selbständig zu bewegen. Ein Chirà, so heißt es, habe angehalten um ihm zu helfen. Doch er verstarb kurz darauf vor den Augen mehrerer Passanten. Die Todesursache war zunächst unklar, der Verdacht, die Krankheit habe ihr erstes Todesopfer, wurde später von Heilern bestätigt.

Dirmop Hasdan, ein armer Bettler, der schon lang in den Gossen von Estichà bekannt für seine aufdringliche Art war, litt schon länger an einer verschleppten Erkältung. Das stellten die behandeln Heiler bei Untersuchungen fest. War das der Grund, warum er an der Krankheit verstarb? War dies ein dummer Zufall oder ist die Krankheit doch gefährlicher als angenommen? Was kann man tun, um sich zu schützen? Ich sprach mit dem behandelnden Heiler Frehil über die noch unbekannte Krankheit. "Trotz des Todesfalls gibt es keinen Grund zur Beunruhigung. Der Verstorbene lebte unter unsauberen Bedingungen und ernährte sich größtenteils von Abfällen. Das scheint doch unsere Annahme, daß verdorbene Lebensmittel der Auslöser der Krankheit sind, nur zu bestätigen."

Die Heiler bemühen sich schnellstmöglich die Ursachen dieser Krankheit zu erforschen. Vielleicht liegt die Dunkelziffer der Infizierten viel höher als bisher bekannt. Bisher sind nur von drei Erkrankungen aufgetreten, eine davon endete mit dem Tod.
Kalvik

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Warum Horlas sterben mußte

"Horlas ist tot" - diese Nachricht trudelte eines Tages bei mir ein. Ganz nebenbei. Ich fragte, warum und wann, doch niemand wußte etwas Genaueres. Nur das Gerücht, die Stadtwache habe ihn ermordet machte die Runde. Ein Grund mehr nachzufragen. Dazu sprach ich mit Maria Villa Lobos, Stadtkommandantin Estichàs. Sie muß es ja schließlich wissen. Sie erzählte mir bei einem Besuch in unserer Redaktion den Hergang der Ereignisse.

"Ich fange am besten ganz von vorne an. Nachdem Callan Eichbart und ich die Stadtkommandantur übernommen haben und Kenan ap Lhazar zum neuen Richter ernannt wurde, haben wir beschlossen, daß bestimmte "Altlasten" wie z.B. die Tatsache, daß auf der "Schwinge des Westwinds", dem Schiff von Kapitän Horlas, seit geraumer Zeit ein Mann gefangengehalten wurde, weil er dort eingebrochen hatte. Der neue Richter hat also einen Erlaß auf dem Oberen Markt angeschlagen, der Horlas für seine Ergreifung des Verbrechers dankte und ihn gleichzeitig beauftragte, den Mann nunmehr den Behörden auszuliefern. Der Rat hat diesen Beschluß zusätzlich bekräftigt."

Bis zu dieser Stelle noch nichts illegales. Aber weiter: "Herr Eichbart und ich ließen Horlas nun ein paar Tage Zeit, dann rückten wir mit einem Trupp Soldaten bei der Schwinge an und verlangten die Herausgabe des Mannes. Wir wollten ihn in den Turm überführen und anschließend sollte der Richter ihm ganz regulär die Verhandlung machen, wie es sich für einen Dieb gehört. Horlas aber erklärte uns, er habe den Gefangenen gar nicht mehr an Bord! Obwohl ich ein paar Tage vorher schon mal nach der Herausgabe gefragt hatte, hatte er den Mann in der Nacht vor unserem Erscheinen auf freien Fuß gesetzt. Er sagte dazu, er habe "darüber nachgedacht und beschlossen, der Bitte des Rates nicht nachzukommen." Er erzählte uns dann noch, warum er den Mann eingesperrt hatte und daß er seiner Meinung nach "genug gelitten habe". Wir wiesen ihn darauf hin, daß er dies nicht zu entscheiden hätte, sondern der Richter, aber er lies von seinen Provokationen nicht ab."
Was das für Provokationen waren, werden wir wohl nie erfahren -

"Durch einen glücklichen Coup gelang es uns aber, den Dieb am Nächsten Tag auf dem Unteren Markt gefangen zu nehmen. Callan Eichbart und ich verhörten ihn (die Protokolle liegen vor) und er gab zu, auf der Schwinge eingebrochen zu sein, um Horlas zu bestehlen. Horlas habe ihn auf frischer Tat ertappt und mit einem Kerzenleuchter umgehauen, anschließend sei er dann in der Bilge bei Dunkelheit in Ketten gehalten worden. Er hat dort ausschließlich faules Brot und Wasser bekommen und seine Verletzungen (durch den Leuchter und durch seine Versuche, die Hände aus den Ketten zu winden) wurden nicht versorgt...
Erst, als wir ihn abholen wollten, habe der Kapitän ihn an Deck geholt und ihm ein paar Münzen in die Hand gedrückt. Er sollte dieses Geld und seine Freiheit erhalten, wenn er dafür auf dem Markt herum läuft und allen erzählt, wie gut es ihm auf der Schwinge gegangen ist." Da war es, das Verbrechen, daß sein Tod bedeutete...

Die offizielle Anklage:
a) wissentlich einem Ratsbeschluss und einem richterlichen Beschluß zuwider gehandelt
b) einen Mann widerrechtlich gefangengehalten und körperlichen Qualen ausgesetzt (wohlgemerkt, jeder darf einen Dieb gefangennehmen. Aber über Strafen entscheidet nur der Richter!)
c) absichtlich versucht, die Arbeit der Stadtwache zu erschweren, indem er einen Verbrecher unserem Zugriff entzog, obwohl er selbst von dessen Schuld wußte
d) durch seine Bestechung auch noch versucht, uns gegenüber die Wahrheit zu verschleiern.

"Er hatte sich ja genug zu Schulden kommen lassen, also fertigte Callan Eichbart, der Stadtkommandant von Estichà, einen Haftbefehl aus. Wir wollten Horlas verhaften und dann in aller Form öffentlich anklagen, so daß der Richter ein Urteil über ihn Fällen kann. Horlas aber zog es vor, sich der Verhaftung zu widersetzen, indem er haufenweise Zivilisten zu seinem Schutz herbeirief - sein letzter Fehler, wie sich dann herausstellte. Wir wollten ihn nicht töten, das hat er sich selbst zuzuschreiben. Wer gegen den Stadtkommandanten oder seine Stellvertreter die Waffe hebt, muß damit rechnen - und zwar fest damit rechnen! - dies nicht zu überleben."

Harte Worte der Kommandantin. Ihre Mine war zu diesem Zeitpunkt wie versteinert. "Horlas wollte den Kampf, und er hat ihn verloren. Übrigens ist die Unterstellung, wir hätten hinterher die Schwinge angezündet, ebenso unsinnig wie die Inschrift auf seinem Grab: Horlas Tod war ein bedauerlicher Zwischenfall, wie er nun einmal ab und an passiert, wenn man für Recht und Ordnung kämpft. Ein Märtyrer ist er damit auf keinen Fall, ebensowenig wie ich es wäre, wenn er statt dessen mich getötet hätte."

Eine Frage bleibt jedoch offen? Warum stützten sich unsere Kommandanten nur auf die Aussagen eines Diebes?
"Selbstverständlich stützen wir uns nicht bloß auf die Aussagen eines Diebes, sondern in erster Linie auf unsere eigenen Beobachtungen. Wir haben Horlas und seine Crew schon eine Weile im Auge gehabt, und sie haben keine Gelegenheit ausgelassen, der Stadtwache ganz offen Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Mit dieser Geschichte ist Horlas nun einen Schritt zu weit gegangen. Wenn er einen Dieb gefangennimmt, dann muß er ihn auch ausliefern. Selbstjustiz ist in dieser Stadt eindeutig nicht erlaubt."

Trotzdem, ich finde da gibt's doch wenige handfeste Beweise, oder? Aber auch darauf hatte sie eine Antwort:
"Wir hatten einen dringenden Verdacht gegen Kapitän Horlas, der durchaus ausreichte, um ihn vorübergehend festzunehmen und dem Richter vorzuführen. Der hätte dann über Schuld und Sühne entschieden, und zwar sowohl im Falle von Horlas als auch im Falle des Diebes. Ich hatte weder zum Zeitpunkt der Verhaftung noch jetzt das Recht, über Schuldfragen zu entscheiden, ebensowenig wie Herr Eichbart. Wir haben aber sehr wohl das Recht, eine verdächtige Person dem Richter vorzuführen. Wenn diese verdächtige Person sich dann mit Waffengewalt dagegen wehrt, dann spricht das doch eine deutliche Sprache, oder etwa nicht? Wie kann man deutlicher seine Schuld eingestehen!"

Fassen wir also noch einmal die letzte Aussage zusammen: Es gibt keine richtigen Beweise. Ob die Gerichtsverhandlung objektiv gegen den Zuhälter Horlas gelaufen wäre? Wir wissen es nicht. Trotzdem hat die Stadtwache richtig gehandelt und Estichà vor einen Schwerverbrecher mehr bewahrt.
Kalvik / Maria Villa Lobos

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Offizielles Verhörungsprotokoll

"Erstens: Wie heißt du, wo kommst du her, was ist dein Beruf?"

Sichtlich eingeschüchtert gibt der Mann kleinlaut von sich: "Ich bin Tarsyn und ich bin ein Schreinergeselle der durchs Land zieht um sich auf ehrliche..." Mit einem Blick auf Maria (und vor allem auf das Messer) ändert er seine Aussage gerade noch rechtzeitig um Schlimmeres zu verhindern. "Naja, ich lebe halt von dem, was von den Tischen der Reichen herabfällt, ein Gossenmann, wie ihr sagen würdet."

"Und manchmal, wenn nicht genug vom Tisch der Reichen fällt, dann rüttelst du auch ein wenig an seinen Füßen, oder? Hilfst ein bißchen nach?" Der Mann schweigt, offensichtlich nicht zu weiteren Auskünften bereit.

Schließlich wird Maria ungeduldig: "Du bist etwas gefragt worden, Abschaum! Also antworte gefälligst! Ich warne dich zum letzten mal. Wenn mir ein Ergebnis unzureichend erscheint, dann kann ich auch ein wenig nachhelfen!" Leicht wippt sie die blanke Klinge, ein unruhig hin- und herpendelnder Lichtfleck huscht über das Gesicht des Gefangenen, dessen Blick gehetzt die dicken Mauern und die schwere Türe mustert.

"Die Frage, die dich gerade beschäftigt", meldet sich Callan zu Wort, "ist sicher, ob man dich Hören wuerden." Mit einem ungnädigen Lächeln erklärt Maria: "Die Antwort ist übrigens: Nein!"

"Nagutnagutnagut" haucht der Mann schließlich. "Ja, ich bin ein Dieb! Aber ich stehle doch nur, um zu überleben! Nie mehr als ich brauche und nur von denen, die sowieso zu viel haben!"
"Die Umstände machen eine Tat nicht besser." meint Callan "Aber sie können beeinflussen, wie die Tat bewertet wird" fügt Maria hinzu. Man muß dem Mann schließlich einen Lichtstreif zeigen. Antworte und es geht dir gut. Antworte nicht und ... naja, es geht dir NICHT gut.

"Was hattest du in der Nacht auf der Schwinge verloren, als du gefangengenommen wurdest?"

"Ich wollte, ja also, ich brauchte Geld, schließlich ... ich habe eine kranke Tochter und die Arzneien sind so teuer " "führ uns hin, sofort." wird er unterbrochen.
"Wohin?"
"Zu deiner kranken Tochter, wohin denn sonst!!" führt Callan ihn erbost an. "Das, das geht nicht. Sie ist, meine Frau, also ... Es ist sehr ansteckend."
Callan und Maria tauschen einen einzigen kurzen Blick aus. Dann blicken beide den Delinquenten mitleidig lächelnd an.
"Hel ist ein Mensch, der nicht nach dem Geld fragt, wenn er anderen helfen kann", erläutert Callan mit zuckersüßer Stimme, "Und Tagamoga ist auch nicht Ufer ihre Hartherzigkeit bekannt."

"Wie du siehst kaufen wir dir deine Lügen nicht ab, Freundchen." fährt ihn Maria an.
"Du bist ein ganz normaler Strauchdieb, Gesindel wie wir es täglich auspeitschen und aus der Stadt werfen lassen."
Der Mann widerspricht nicht, also fährt sie fort. "Wer hat dich gefangen und wie?"

"Das war der Kapitän selber. Der hat mir einen Knüppel auf den Kopf geschlagen, im Dunkeln und von hinten." Anscheinend ist er froh, das Gespräch auf die Missetaten anderer lenken zu können.

"Wie war die Behandlung auf der Schwinge? Wie war die Verpflegung? Woher stammen die Verletzungen?" nimmt das Verhör seinen Lauf.

Nun etwas bereitwilliger gibt der Gefangene Auskunft: "Die an meinem Kopf wohl von dem Knüppel oder was ich auch immer auf den Kopf bekommen habe. Es müssen aber wohl Spitzen drangewesen sein, auf jeden Fall hat es sich so angefühlt. Dann haben sie mich in dieses dunkle Loch gesperrt da unten und mich ein paar Tage so hängen lassen, zumindest kam mir die Zeit so lange vor. Die Wunden an meinen Armen rühren auch daher. Nachdem die Kerle weg waren, die mich angekettet hatten, hab ich zuerst versucht, meine Hände durch die Ringe zu ziehen. Sie haben mir dann Prügel angedroht, wenn ich das noch mal versuche. Aber der Kapitän hat auch eine Heilerin kommen lassen, das war schon mehr als ich erwartet hab von der Welt noch mal zu Gesicht zu kriegen. Ich weiß nicht, wie lange ich da eingesperrt war."

"Wer war diese Heilerin? Hat sie jemand beim Namen genannt? Oder kannst du dich an ihr Gesicht erinnern?" wird er von Callan ungeduldig unterbrochen.

Die Augen des Gefangenen scheinen in weite Ferne zu blicken. "Torogara hieß sie, jedenfalls so ähnlich. Ihre Augen, ich sehe sie noch deutlich vor mir! Ein strahlendes Licht am finstersten Ort, den man sich nur vorstellen kann..."

"Warum wurdest du auf freien Fuß gesetzt? Hat dir jemand was dazu gesagt? Oder haben sie untereinander darüber geredet?"

"Nein, der Kapitän hat bloß gesagt, das er einen unnützen Esser an Bord nicht gebrauchen kann, dabei haben die mir eh nichts anderes gegebene als Wasser und trockenes Brot. Ob das verschimmelt war hab ich im Dunkeln nicht sehen können, aber geschmeckt hat es auf jeden Fall danach."

"Da hast du auf dem Markt aber noch ganz anderes erzaehlt, wie mir die Wache berichtet hat" bohrt Maria mit drohendem Ton nach.

Verlegen und auch etwas aengstlich stotternd gibt der Dieb seine Erklaerung ab: "Hm also Horlas, ich meine den Kapitaen..."
"Wir wissen beide wer Horlas ist!"
"... jaja, Verzeihung. Nun, nachdem er mich auf Deck geholt hatte und mir erklaerte ich koenne wieder gehen, da hat er mir noch ein paar Goldstuecke gegeben. Ich soll dafuer auf dem Markt erzaehlen, dass es mir gut gegangen ist bei ihm." Wie um sich zu verteidigen schiebt er noch nach: "Wenn man so selten ein Goldstueck in der Hand hat wie ich, dann ist man schon mal bereit, seinen Stolz runterzuschlucken, wenn dafuer Dublonen winken. Was soll ich machen, ich muss leben!"

"Wenn du uns sonst noch was ueber die Schwinge und ihre Crew erzaehlen kannst, schiess los!"

"Neinnein. Ich weiss nichts sonst, ich war ja immer unten eingesperrt. Ausser Dunkelheit und ab und zu einem Matrosen der Essen bringt hab ich keine Abwechslung gehabt. Noch eine Woche laenger und die Sonne haette einen Wahnsinnigen wiedergesehen!"

++++++++++++++++++Gewinnspiel++++++++++++++++++++++++

Zu gewinnen gibt es diesmal:
Kostenlose Ausgabe des Kuriers

Die Frage: Wer ist verantwortlich für die Stadtwache in Estichà?

Viel Glück! Der Gewinner werden persönlich benachrichtigt. Unter allen, die leider leer ausgehen, findet im neuen Jahr eine Sonderauslosung statt.

Der Gewinner des Überraschungskorbs aus der letzten Ausgabe ist:
Ellion Doriak

Herzlichen Glückwunsch!

++++++++++++++++++Impressum++++++++++++++++++++++

Verantwortlich für Inhalt: Kalvik, Tislou
Gestaltung: Kalvik
Redaktionelles: Tislou
Werbung: Kalvik

Für die Gastartikel einzelner Bewohner Estichàs übernimmt die Redaktion keine Verantwortung. Der Inhalt dieser Artikel repräsentiert nicht unbedingt die Meinung der Redaktion.

Da es noch kein Gesetzt gibt, bitten wir unsere Leser, die hier abgedruckten Artikel nicht schriftlich zu veröffentlichen. Danke!

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