Walkiri

Aus der "Cheleta jì vuela" des Naturforschers Kenan ap Lhazar

Der Walkiri ist schon von einem anderen, unbekannten Autor so treffend beschrieben worden, daß ich diese Beschreibung hier ohne Weiteres aufnehmen kann.

In den menschlichen Siedlungen ist über den Walkiri wenig bekannt. Das liegt nicht unbedingt an einem Mangel an Wissenswertem als vielmehr an einem starken Desinteresse der Bevölkerung diesen etwa dachsgroßen, bepelzten Tieren gegenüber. Denn die Walkiri gelten im Allgemeinen als ebenso ungefährlich wie nutzlos.

Das Wort 'Walkiri' ist eigentlich ein Eigenschaftswort aus der Sprache der Sragon. Es läßt sich nicht alleinstehend übersetzen, da es seine genaue Bedeutung erst durch den Zusammenhang im Satz erhält. Der wohl treffendste Übersetzungsversuch ins Chirchèya gelang 150 n. Grnd. der Allianz der chirànischen Soldatin Chraminia Eldjanà Mondrachi mit 'kleine Bosheit'. Die Sragon benutzen es im Zusammenhang mit giftigen Insekten sowie persönlichen Beleidigungen. Der gemeine Walkiri ist etwa einen Schritt lang, halb so breit und nur etwa eine gestreckte Hand hoch. Er hat vier kurze Beine und einen abgeplatteten Stummelschwanz, wie er bei vielen Tieren gefunden wird, die ihr Leben nahe dem Wasser verbringen.

Walkiri tragen einen meist braunen Pelz, der sich im Alter schwarz färbt. Sie haben einen kleinen Kopf mit winzigen, schwarzen Knopfaugen. Walkiri gibt es eigentlich überall dort, wo die aus höhergelegenen Gegenden herabströmenden Bäche tiefe Betten in den weichen Dschungelboden gegraben haben, in Elùriya vor allem entlang der Ausläufer des Berglandes von Sanescya.

Die Walkiri graben ihre Höhlen waagerecht in die Böschung, legen aber stets auch einen Eingang am Waldboden an, durch den sie sich flüchten, wenn schwere Regenfälle das Wasser soweit ansteigen lassen, daß ihr Bau geflutet wird. Ihre meiste Zeit verbringen Walkiri mit dem Anlegen neuer Höhlen, da die Erdlöcher bei einer Überflutung häufig einstürzen. Zudem jagen sie Fische, indem sie auf über den Bach hängende Bäume und Äste klettern. Entdecken sie Beute, lassen sie sich herabfallen, wobei sie durch ihre platte Form die Flugrichtung auch nach dem Loslassen noch leicht beeinflussen können.

Eine weitere Eigenart der Walkiri ist das Sammeln von kugeligen Kieseln, die sie vom Grund des Baches herauftauchen. Dabei sind sie sehr wählerisch und tauchen manchmal mehrere Dutzend mal, bevor sie einen geeignet erscheinenden Stein bergen. Der Zweck der runden Kiesel ist aber unklar, denn die Walkiri horten sie bloß in ihren Höhlen und legen, wenn diese überflutet werden, ein neues Lager an.

Einen Nutzen haben die Walkiri für den Menschen sicherlich nicht. Eine Gefahr stellen sie eigentlich auch nur dann dar, wenn sie von einem Wesen gereizt werden, etwa wenn man sich darauf setzt oder vor ihren Augen einen runden Kieselstein aufhebt. In beiden Fällen ist es schon zu Angriffen gekommen, bei denen die Walkiri eine extreme Beharrlichkeit an den Tag legen. So wird berichtet, ein Bauer habe einmal einen Stein für seine Schleuder gefunden aber übersehen, daß auf dem Baum über ihm ein Walkiri saß. Als das Tier den Mann laut fauchend angriff, floh er erschrocken zum Waldrand, bis wohin ihn der Walkiri verfolgte. Eine Woche später sei ein Walkiri in das Haus des Bauern eingedrungen, habe dem Schlafenden einen Zeh abgebissen und sei mit dem Kieselstein entkommen.