Melida del Quar
Richterin der Stadtmark Estichà

geboren: ?
gestorben: 27.11.226

Vakirels kalte Stimme schneidet durch die Halle, als er zu sprechen anfängt:
"Gemäß der Tradition dessen, was uns die Heiligen Schriften Yoroms berichten, werden wir heute die letzte Ehrung für eine große Frau Eluriens und Estichás abhalten. Melida del Quar ist tot."

Er wartet einen Augenblick.
"Ich kannte Melida del Quar recht gut, auch wenn wir immer wieder im Streit lagen." fährt er fort. "Dennoch ehre ich sie, die sich nie gescheuht hat, ihre Meinung offen zu vertreten. Melida war eine kämpferische Frau, die in allem, was sie anfing, gegen die Ungerechtigkeit ankämpfte, die sie empfand. Sicher - das machte ihr nicht nur Freunde, sondern auch Feinde. Als Richterin hatte sie so einige Feinde, als ehemalige Endrakha-Novizin ebenfalls. Und wiewohl nicht alle ihre Schlussfolgerungen richtig waren, bemühte sie sich doch andauernd,den Weg ihres Herzens zu folgen."

Wieder macht er eine kleine Pause.
"Melida del Quar hatte großes Potential in sich und sie hätte, hätte sie länger gelebt, zu eine der wichtigsten Menschen im elurischen Reich werden können. Den Ergeiz hatte sie und auch das Feuer in ihrem Herzen hatte sie. Erst vor Kurzem überwarf sie sich zwar mit ihrer Ausbilderin ausdem Endrakhaorden, doch tat sie dies mit erhobenem Kopf. Wäre sie an der Stelle der Priorin gewesen, so hätte sie bestimmt mit genau dem gleichen Feuer wie diese reagiert. Ich weiß nicht, noch kann ich abschätzen, ob ihr Leben im Einklang mit der Lehre Endrakhas stand, aber ihr Tod stand auf jeden Fall mit Endrakha im Einklang! Um die Ungerechtigkeit, die ihrer Frau Sajhara angetan wurde, zu ahnden, hat sie sich auf ein Duell mit einem Chira eingelassen, der ihr überlegen war. Und in diesem Kampf kamen alle Eigenschaften, die Endrakha schätzt, wie ein helles Leuchtfeuer an die Oberfläche. Melida del Quar hat nicht aufgegeben zu kämpfen! Selbst als der Chira ihr die Kehle herausgerissen hat, hat sie sich nicht verkrochen, um sich voller Schmerz in Yoroms Arme zu begeben... Sie hat weitergekämpft. In einem Moment, wo Viele die Asnivala weggeworfen hätten, hat sie einen letzten Streich gegen ihren Gegner geführt. Selbst wenn sie im Leben in Differenzen mit dem Endrakhaorden stadt, so ehrte sie im Tode doch die Göttin, die sie ausgewählt hatte, sie zu führen."

Wieder schweigt er einen Moment und schaut mit seinen leblosen Augen auf die Anwesenden hinunter.
"Melida del Quar wird von Yorom, dem wartenden Gott, der alle Seelen prüft, gefragt werden, welcher der wahren Götter Anspruch auf ihre Seele erheben wird. Ich denke, sie wird antworten können."

Nach diesen Worten schaut er zu Sajhara und gibt ihr ein Zeichen, daß diese eine eigene Gedenkrede halten kann.

Sajhara tritt hervor, ihr sonst so fröhliche feste Stimme ist leise und melancholisch :
"Du hast uns still und sehr früh und unerwartet verlassen, liebe Melida. Es war nicht Deine Art Dich im Leben hervorzudrängen - auch den Schritt in die Eiswelt des Todes hast Du so leise getan, kein Schrei drang über deine Lippen. Noch vor wenigen Tagen sprachst Du mit Deinen Freunden und niemand, niemand ahnte damals, daß Du uns alle so schnell verlassen müßtest. Kaum dreißig Yana bist Du geworden und hast nur ein Alter erreicht, in dem für die anderen erst das rechte Leben beginnen soll. Aber früher und rascher hattest Du schon das Ziel dieses Lebens erreicht. Denn Du warst eine Freie und Edle und dürstetest nach der Vollkommenheit.

Du hast eine schmerzliche, jähe, schwere Trauer zurückgelassen; bei den Deinen, bei allen Deinen Freunden und Vertrauten. Es ist eine Leere um sie entstanden, die nach Dir niemand füllen wird. Denn Dein Wesen war nicht das Wesen, dem wir alle Tage begegnen können. Dich hatte ein höherer Sinn, ein starkes Gefühl, eine wahre Begabung ausgezeichnet. Du bist zu anderen Dingen und höheren Wesen hinübergegangen. Der Tod hat uns vieles entrissen an freundschaftlichem Umgang, an Liebe, an klarer, menschlicher Geistigkeit - aber er hat ein helles und deutliches Bild, ein lebendiges Werk, das Du selber warst, in unserer Seele zurückgelassen. Dein Name steht nahe und klar und eingebrannt in unserem Herzen.

Es gibt für uns keine Grenze zwischen Leben und Tod.
Im gegenwärtigen Leben schmerzlich entrissen, aber Du hast für uns jetzt nicht aufgehört zu bestehen. Du lebst für Dich weiter und lebst in unseren Gedanken, in unserer Liebe, in unserer Erinnerung. Auch Du warst eine Gläubige. Gestorben bist du im Einklang mit Endrakha und die Mächtige wird Dir Vollendung schenken. Sie hat schon auf der Erde Deine Seele erhellt. Dieses Wissen macht uns die Abschiedsstunde nicht dunkel; hell ist sie unter dem Schleier der Tränen.

Wir nehmen Abschied von Dir, liebe Melida. Wir danken Dir und wir trauern um Dich. Wir versprechen Dir eine lebenslange, helle Erinnerung. Wir empfehlen Dich,und Deine Seele Endrakha. Wir gedenken jetzt in einem stillen Gebet Deiner wie aller sterblichen Kreatur, denen die Götter gnädig sein mögen."

Unerwartet bricht Sajhara dann in Tränen aus, es dauert einen Moment lang bis sie sich und hre Tränen wieder unter Kontrolle hat und im stillen Gebet verstummen kann.